Es gibt eine globale Supply Chain Krise. Erdgas, Öl, Nickel, Lithium, Babymilch, Tampons, und sogar Sriracha Chilisauce von Marktführer Huy Fong sind von Knappheit betroffen.

Wir beleuchten in unserem Blogbeitrag, was das mit IT zu tun hat und wie sich das IT-Management vorbereiten kann.

Die Auswirkungen der globalen Supply-Chain Krise treffen auch die IT: Chips sind knapp, Rechenzentren brauchen Strom und Diesel. Aber hier geht es um eine andere Art von «Rohstoff»: Wissen und Fähigkeiten. Unternehmen sollten darüber nachdenken, welche IT-Fähigkeiten sie brauchen und wie diese in Zukunft erbracht werden.
Der Schlüssel dazu ist eine systematische Analyse des Portfolios der benötigten IT-Fähigkeiten (Capabilities). Daraus wird herausgearbeitet, welche Sourcing-Optionen pro Fähigkeit die Richtigen sind.  Es kann sein, dass der interne Aufbau von wichtigen, spezifischen und am Markt wenig verfügbaren IT-Capabilities dadurch neu auf die Agenda kommt.

Wissen und Fähigkeiten skalieren nicht beliebig

IT ist unternehmenskritisch. Technische IT Ressourcen scheinen (z.B. aus der Cloud) unbegrenzt skalierbar verfügbar zu sein. Stimmt das auch noch angesichts der globalen Supply-Chain Restrukturierung?   Bisher waren es nur Lieferfristen und Lifecycles, die verlängert wurden. Meldungen wie diese deuten aber an, dass auch das nicht mehr selbstverständlich ist.

In diesem Blogbeitrag geht es aber vor allem um eine andere Art von «Rohstoff»:  Wissen und Fähigkeiten. Diese skalieren schlechter als technische Ressourcen, sind aber kritisch für die IT von Unternehmen.

Firmen können IT-Fähigkeiten verlieren

Das Problem ist verbreitet und akut. Firmen können IT-Fähigkeiten schneller verlieren, als ihnen lieb ist.
Häufiges Beispiel: «IT Outsourcing gone bad». Einige Jahre nach einem Outsourcing-Deal sinkt die Qualität der Dienstleistung, und die Kosten steigen. Aber es gibt keinen Weg mehr zurück. Firmen finden sich also ohne die Fähigkeit wieder, ihre IT zu kontrollieren.
Ein solcher Kontrollverlust kann durchaus gefährlich für das Business werden. Das Problem wächst, da die Abhängigkeit von IT immer noch zunimmt.

Unternehmen sollten also darüber nachdenken, welche spezifischen IT-Fähigkeiten sie brauchen, und wo diese in Zukunft herkommen sollen.

IT Sourcing Strategie gewinnt wieder an Relevanz

Firmen sollten das Portfolio der von ihnen benötigten IT Fähigkeiten systematisch analysieren. Wie kommt man zu einem solchen?
Man kann in zwei einfachen Schritten vorgehen und z.B. von einer Prozesslandkarte (Übersicht über die geschäftlichen Prozesse eines Unternehmens) ausgehen. Daraus abgeleitet wird dann die “Capability Map” aufgebaut, die Landkarte der zugrundeliegenden Fähigkeiten.

Nun folgt die Portfolio-Analyse der IT Capabilities nach verschiedenen Parametern / Dimensionen. Diese Parameter können individuell für das untersuchte Unternehmen bestimmt werden. Im Folgenden einige sinnvolle Beispiele:

  • Bedeutung für das Geschäft
  • Verfügbarkeit der Capability auf dem Markt
  • Potential für Standardisierung bzw. Bedarf nach Spezialisierung
  • Regionalität

Eine solche Portfolio-Analyse ist eine Grundlage für einen bewussten Umgang mit den Risiken der IT-Supply Chain und damit für eine Sourcing-Strategie. Die Analyse ist bewusst nicht auf die typische Berater-Matrix mit zwei Dimensionen beschränkt.

Das Ziel ist es, Business-kritische und weniger standardisierte Capabilities mit begrenzter Verfügbarkeit zu identifizieren. In diese muss investiert werden, diese müssen selbst aufgebaut werden (insourcing). Andere wichtige Capabilities können am Markt bezogen werden.  Dabei ist ein nachhaltiges Sourcing wichtig, dauerhafte Beziehungen zum Sourcing Partner, aber auch die Sicherstellung der Qualität und die Verfügbarkeit von Alternativen.

Der ITMC Take

Letztlich geht es um nichts anderes als eine IT-Sourcing Strategie.  Das ist überhaupt nichts Neues. Vor einigen Jahren war es durchaus gängig für Unternehmen, solche IT-Sourcing Strategien zu erstellen.  Dies lief damals aber eher unter dem Gesichtspunkt, die interne IT zu schrumpfen und Outsourcing-Möglichkeiten zu identifizieren. Das Pendel ist nun wohl (zu weit?) in die andere Richtung geschwungen: Es geht heute eher um die Sicherstellung notwendiger Fähigkeiten, als um Kostenoptimierung. Ganz analog zur Supply-Chain Problematik generell: Weg von globalen just-in-time Ansätzen, hin zu strategischer Kontrolle und «Resilience».

Es ist vielleicht Zeit, die 2015er-Unterlagen zur IT-Sourcing-Strategie abzustauben und zu aktualisieren!

Autoren
Thomas Rischbeck
Dr. Thomas Rischbeck
Begleitung von Unternehmen in der Digitalen Welt
Philipp Hoernes
Dr. Philipp Hoernes
Strategischer Einsatz von IT für Business-Nutzen

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