Zeigt eine japanische Keramik, deren Bruchstücke mit Gold "geleimt" wurden

Ein Blogbeitrag von Christian Eggenberger und Thomas Rischbeck

Wabi Sabi?  – Nein, wir sprechen nicht von japanischem Meerrettich, auch wenn’s ähnlich klingen mag. Wabi Sabi ist die japanische Ästhetik des Unfertigen, die anerkennt, dass das Unfertige eine ganz besondere Wertigkeit hat. Eine verwandte Richtung ist Kintsugi, das zerbrochene Teile zu neuer Kreation zusammenleimt.

Zeigt eine japanische Keramik, deren Bruchstücke mit Gold "geleimt" wurden

Abbildung: Kintsugi – aus Zerbrochenem entsteht Neues. Die Bruchstellen werden mit echtem Gold ausgebessert.

Worum geht es?

Unsere Umwelt ist ständig in Bewegung. Gerade deshalb lieben wir Handzeichnungen zur Vermittlung von Veränderungsideen. Sie erheben keinen Anspruch auf abschliessende Perfektion, sie sind niemals „fertig“. Bilder und Skizzen entsprechen also der Haltung der Wabi Sabi Philosophie. Handzeichnungen haben einerseits ästhetische Qualitäten, andererseits unterstützen sie Prozesse der Meinungsbildung und Strategiefindung. Denn Bilder sind Anknüpfungspunkte für weiteres Gestalten und regen zum Mitdenken an. Big Pictures entstehen gemeinsam und brennen sich in die Köpfe (und Herzen) ein. Sie transportieren Botschaften weit besser als PowerPoint.

Ein Gedankenknäuel lässt sich mit graphischer Visualisierung spielerisch leicht verdauen
Abbildung: Wo anfangs ein gedanklicher Knäuel den Blick versperrt, erfüllt die Visualisierung eine wichtige Brückenfunktion auf dem Weg zu mehr Formalismus (Bildquelle: archimatetool.com – ergänzt)

Death by PowerPoint

Vielen von uns ist es nur allzu bekannt: Fast ausschliesslich sollen mit PowerPoint neue Ideen transportiert und vorgestellt werden. Der Business-Alltag hat uns auf dieses Werkzeug konditioniert. PowerPoint bietet viel, um schnell (?) visuell ansprechende und nahezu perfekte Resultate zu erzielen: Wir erwarten professionelle Layouts und Charts. Aber: Häufig kommen die Ideen dennoch nicht so richtig „rüber“, manche verlieren sich in den Möglichkeiten, Death by Powerpoint ist leider nicht nur sprichwörtlich zu verstehen. Und wir sind gegenüber perfekt geschliffener Folien mittlerweile abgestumpft, suchen nach neuer ästhetischer Qualität. Handzeichnungen bilden eine häufig willkommene Abwechslung und entstehen zudem häufig schneller am Flipchart als gebückt vor dem Bildschirm. 

Vorteile der Wabi Sabi Visualisierung

Wir sind überzeugt von der verbindenden Wirkung starker Bilder. Statt umfangreicher formeller Dokumente und PowerPoint-Präsentationen setzen wir daher auf gemeinsam erarbeitete Visualisierungen. Diese erweisen sich als anschlussfähig, weil sie eben nicht final, perfekt und unantastbar wirken wie ein fixfertiges Dokument. Sie laden ein zur Mitgestaltung, erlauben Vernetzung von verschiedenen Perspektiven. Mitgestalten bedeutet Identifikation mit dem gemeinsam geschaffenen Ergebnis. Bilder transportieren daher auch eine emotionale Ladung. «Big-Picture»-Darstellungen der strategischen Essenz schliesslich sind in der Kommunikation sehr eingängig und konsensfähiger als Text. Graphische Roadmaps, Graphical Facilitation und Graphical Recording verwenden wir begleitend zum Strategieprozess, z.B. bei der Erstellung von Purpose & Vision (hier steckt die Visualisierung, das Sichtbare ja schon im Begriff).

Fazit

Wabi Sabi appelliert an unseren ästhetischen Sinn. Das Prinzip wirkt auch in Handzeichnungen und Visualisierungen. Sie motivieren zum Mitgestalten, sind offen, anschluss- und entwicklungsfähig. Damit verbinden sie – statt mit ihrer Finalität zu erschlagen.

80/20% ist besser als 100% perfekt – wenn nicht jedes Bild exakt und genau ist. Handskizzen vermitteln diese eine Botschaft: Hier darf Feedback gegeben werden, das Werk ist nicht final. Aus unserer Erfahrung eignen sich graphische Visualisierungen hervorragend für die Vermittlung (halb-)fertiger Überlegungen oder für das initiale Brainstorming in der Strategiefindung. Das Erstellen macht Spass und kann zu einer positiven Gruppendynamik beitragen.

Autoren
Thomas Rischbeck
Dr. Thomas Rischbeck
Begleitung von Unternehmen in der Digitalen Welt

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